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Bei Barsikow existiert seit fast 30 Jahren ein Wildgatter, errichtet aus damals gerade erst ausrangierten Teilen des DDR-Grenzzauns. Heute betreibt der Kyritzer Manfred Kieper diese Anlage.
Vor fast 30 Jahren nahe der Ostseeküste demontiert und kurz darauf bei Barsikow wieder aufgebaut, erfüllt das rostige Gitter heute eine neue Aufgabe: Ein Kyritzer hat es für sein Damwild umfunktioniert.
Barsikow. Streckmetall. Eiserner Vorhang. Zähne fletschende Schäferhunde. Und womöglich Selbstschussanlagen. Minenfelder. Kilometerweit.
Alles Geschichte. 30 Jahre sind vergangen. Der DDR-Grenzzaun hat längst durchgehend Rost angesetzt. Aber er steht noch. Und es wird auch noch immer scharf geschossen entlang dieses noch immer unendlich lang wirkenden Gitters. Falls einer Appetit hat. Auf Damwildfleisch oder Mufflon beispielsweise. Und natürlich von Hochsitzen aus und nicht mehr aus Wachtürmen.
„Die Tiere werden waidmännisch erlegt“, erklärt Jäger Manfred Kieper. „Jagdschein habe ich 1990 gemacht. War der erste Durchgang nach West-Recht.“
An seiner Seite flitzt Anjo vom Alandgrund an langer Leine hin und her. Kein Schäferhund. Ein saufarbener Rauhaarteckel.
„Damwildgehege Prignitz“ nennt der 68-jährige Kieper seine Anlage, die sich inmitten einer herrlichen Landschaft zwischen den Wusterhausener Dörfern Metzelthin und Barsikow erstreckt.
Mit Damwild begann dort auch alles. Die Mufflons kamen später hinzu. Dutzende sind es mittlerweile. Sie alle leben auf einer riesigen Fläche samt Wald und Feuchtwiesen, mit der die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) Barsikow einst wohl nichts mehr so recht anzufangen wusste.
Eine Gruppe Mufflons äugt neben einem der Hochsitze zum Fotografen. Hinten links ist der Zaun zu erkennen.
Damit die Tiere nicht abhauen, sollte von Anfang an ein stabiles Gatter her. Die passenden Elemente dafür gab es seinerzeit plötzlich zuhauf. Denn mit der Mauer fielen seit Herbst ’89 auch jede Menge Zaunfelder.
Das Wildgehege bei Barsikow ist aus damals gerade erst ausrangierten Teilen des DDR-Grenzzauns errichtet .
Diese oft mit Stacheldraht versehene Barriere aus unverwüstlichem sogenanntem Streckmetall einfach zu übersteigen, war unmöglich.
Das hochwertige Stahlgeflecht ließ sich auch nicht einfach mal mit einem Bolzenschneider aufknipsen. Weder im Thüringer Wald, noch unmittelbar an der Ostseeküste ganz am Nordende der innerdeutschen Grenze, von wo aus dann auch der Zaun für Barsikow kommen sollte.
„Die Grenztruppen der DDR übergeben kostenlos der LPG Barsikow von den in ihrer Rechtsträgerschaft befindlichen Grenzsicherungsanlagen, aufgestellt entlang der Staatsgrenze der DDR zur BRD im Abschnitt Pötenitz-Harkensee, nachfolgende aufgeführte Materialien: 5 Kilometer Grenzzaun (2 Meter), davon 1750 Betonzaunsäulen, 3500 Streckmetalltafeln.“
Auch originale Tore wurden bei Barsikow einst wieder aufgebaut.
Der Transport, Ab- und Aufbau des Gatters erfolgten über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die ersten 40 Stück Damwild wurden aus dem mecklenburgischen Hohen Wangelin von der Firma „Müritz Fleisch“ besorgt.
Heute hält Kieper, der aus dem Gumtower Prignitzdorf Schönhagen stammt und seit den 1970ern in Kyritz lebt, Damwild in allen fünf Farbschlägen. Es sind weiße, karamell-, porzellan- und wildfarbene sowie schwarze.
Das ist fast so bunt wie Kiepers Berufsleben. Er ist Maschinenbauingenieur, Lebensmittel-Verfahrenstechniker, studierte Staat und Recht, war jahrelang Verwaltungsleiter im Kyritzer Krankenhaus, arbeitete in den frühen 1990er Jahren im Arbeitsamt als Sachbearbeiter für Ordnungswidrigkeiten, war dann Leiter des Wochenspiegels in Neuruppin und schließlich bis zum eigenen Ruhestand bei Krono in Heiligengrabe.
Der Kyritzer Manfred Kieper betreibt seit vielen Jahren diese Anlage, die einst sein Schwiegervater Karl-Heinz Schilling initiierte.
Einen Nachfolger hat auch er schon im Blick. „Nein, mein Sohn ist es in dem Fall nicht“, sagt Kieper. Mehr mag er noch nicht verraten.
Bei Barsikow leben heute Damwild und Mufflons gemeinsam in dem Gatter.
„Es wird wohl nicht mehr möglich sein, das Gatter wieder wolfssicher zu bekommen.“ Kieper müsste dafür einen höheren fünfstelligen Betrag investieren. Ein Unding für den Rentner und landwirtschaftlichen Wildhalter im Nebenerwerb, der froh sei, wenn er so schon keine rote Zahl schreibt.
Daher dürfte dieses Stück deutsche Geschichte mit seiner seit nun fast 30 Jahren neuen Aufgabe noch eine ganze Weile in etwa so erhalten bleiben wie es ist.
Das Streckmetall im Detail: Es führte wohl auch
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