Bowdenzug, Kabel und Funk: Tipps zum Verlegen von Zügen am Rennrad | TOUR

2023-02-05 17:16:28 By : Ms. Shelly Xu

In unserer Schrauber-Serie vermitteln wir Insider-Wissen aus dem Werkstatt-Alltag. Hier zeigen wir, wie man Züge verlegt und welche Kniffe es für hydraulische Bremsleitungen und Elektrokabel gibt.

Leichtgängige Schalt- und Bremszüge sind enorm wichtig für die Funktion des Rennrades. Verschlissene oder beschädigte Züge sollten deshalb ausgetauscht werden – hier steht, wie’s geht.

Prüfen Sie die Züge regelmäßig auf Beschädigungen, ­besonders in der Nähe der Anschläge. Quetschungen, Knicke, eingerissene Enden oder Schmutz in den Hüllen erhöhen die Reibung; Schaltung und Bremsen werden dann schwergängig und unpräzise.

Das beste Schmiermittel für Bowdenzüge ist Fett. Es dichtet die Enden gleichzeitig gegen Wasser und Schmutz ab. In Hülsen und Zuganschlägen schützt es vor Korrosion und Knackgeräuschen. Ziehen Sie den gut eingefetteten Zug mehrmals in der Hülle hin und her, damit sich das Fett gut verteilt.

Es lohnt sich, für hochwertige Züge etwas mehr Geld auszugeben. Die beschichteten Shimano-Züge verbessern die Performance aller Shimano-Schaltgruppen enorm. Auch die originalen Campagnolo-Züge sind gut. Von speziellen, abgedichteten Zug-Sets fürs Rennrad ­raten wir ab, weil sie die Reibung eher erhöhen.

Schalt- und Bremszüge sind verschieden und dürfen nicht verwechselt oder gemischt werden. Schalt-Innenzüge sind dünner als Brems-Innenzüge und haben einen kleineren Kopf. ­Achtung: Hier gibt es unterschiedliche Versionen von Shimano und Campagnolo! Die Shimano-­Köpfe sind ­geringfügig größer und können sich in Campagnolo-Schalthebeln festfressen. Schalt-Außenzüge sind etwas schlanker als Brems-Außenzüge und in Längsrichtung verstärkt, damit sie beim Schalten nicht gestaucht werden. Brems-Außenzüge ­haben eine spiralförmige Verstärkung, das macht sie ­etwas flexibler beim Verlegen.

Verwenden Sie fürs Kürzen der Züge immer eine gute Bowdenzugzange* (oberes Bild). Die Hüllen müssen sauber und exakt rechtwinklig abgeschnitten werden. Trennen Sie die Züge oder Hüllen nicht mit Seitenschneider oder Kneifzange, da diese die Züge zu sehr quetschen.

Glätten Sie die Enden der ab­geschnittenen Außenhüllen mit ­einer Feile, damit sie fest und bündig in Anschlägen und Endkappen sitzen. Weiten Sie außerdem den Kabelkanal nach dem Schnitt mit einem spitzen Gegenstand. (siehe Bild)

Achten Sie darauf, dass Sie ausreichend Endkappen zur Ver­fügung haben. Die Kappen für Schalt- und Bremszughüllen sind verschieden. Sehr wichtig ist die Quetschkappe auf dem Zugende, denn das abgeschnittene Drahtseil spleißt schnell auf und man kann sich leicht daran verletzen. Als Notbehelf eignet sich ein Speichennippel oder Klebeband; wenn man’s ganz nobel haben möchte, kann man die Enden auch verlöten.

Kabel und Leitungen werden in der Regel durch den Rahmen verlegt. Das bringt manche Herausforderung mit sich – TOUR gibt Tipps, wie man sie meistern kann.

Sind die Züge noch montiert, dann ziehen Sie sie nicht komplett aus dem Rahmen. Tauschen Sie zunächst nur den Innenzug aus, dann ziehen Sie die alte Außenhülle über den Innenzug heraus und fädeln die neue darüber. Werden die Züge im Rahmeninneren hüllenlos geführt, hilft eine lange, dünne ­Innenzug-Hülle (Liner), um die Position des Zuges zu halten (Bild links).

Schrauben Sie falls möglich alle Anschläge und Zugumlenkungen vom Rahmen und ­fädeln Sie sie nur lose auf die Züge. Bei der Verlegung durch das Tretlagergehäuse lohnt es sich meist, die Kurbel und eventuell auch das Lager auszubauen.

Bei der Neuverlegung leistet ein Bremszug mit leicht gebogenem Ende gute Dienste. Er ist etwas steifer und schwerer als ein Schaltzug, lässt sich also besser fädeln. Auch ein langer, vorgebogener Draht (etwa 1 mm stark) ist eine gute Fädelhilfe, z.B. für die Leitungen hydraulischer Scheibenbremsen.

Mit einem starken Magneten lassen sich Züge im Rahmen von außen führen. Bei Carbonrahmen funktioniert das gut entlang der Rohrwand, bei Metallrahmen lässt sich immerhin das Ende des Zuges “fangen”.

Wenn Kanten und enge Radien die Verlegung erschweren, können Sie es mit Woll­faden und Staubsauger versuchen. Dichten Sie die übrigen Rahmenöffnungen etwas ab, fädeln Sie den Wollfaden durch die Zug­öffnung und versuchen Sie, ihn am anderen Ende wieder anzusaugen. An dem Faden können Sie dann einen Liner oder Innenzug durch den Rahmen ziehen.

Am Lenker kommen alle Kabel an, eine saubere Verlegung ist hier besonders wichtig. Was Sie dabei beachten müssen.

Vergewissern Sie sich, wie die Schaltzüge in die Hebel gefädelt werden müssen. Meist geschieht das im entspannten Zustand durch eine Öffnung, entweder seitlich (Shimano, SRAM) oder von unten (Campagnolo) unter dem Griffgummi. Die Kanäle sind schmal und verlaufen selten gerade. Verwenden Sie am besten neue Innenzüge, deren ungekürzte Enden verlötet sind. Gegebenenfalls hilft es, die Enden etwas vorzubiegen.

Kleben Sie die Außenhüllen zunächst mit Klebeband eng an den Lenker, bevor Sie das Lenkerband wickeln. Achten Sie darauf, dass die Hüllen fest in den Anschlägen sitzen und eng in den Lenkerbiegungen und in ihren Führungen verlaufen. Schneiden Sie erst dann die Hüllen auf Länge, nachdem Sie den Innenzug wieder weit genug herausgezogen haben. Der Lenker muss sich frei drehen lassen und die Züge ­dürfen sich nicht gegenseitig behindern.

Wenn die Leitungen durch Lenker und Vorbau verlaufen, muss die Länge auf den Millimeter passen. Wenn möglich, lassen Sie bei den Arbeiten die Außenhüllen und Bremsleitungen am Lenker montiert. Müssen sie getauscht werden, merken Sie sich ihren genauen Verlauf und die Reihenfolge und Orientierung der Einzelteile, insbesondere des Steuersatzes.

Mit elektronischen Schaltungen und hydraulischen Bremsen gehört der Leitungswechsel nicht mehr zu den Routinearbeiten am Rennrad, weil sie nicht verschleißen. Dafür gibt es bei den modernen Übertragungswegen andere Dinge zu beachten.

Verwenden Sie jedes Mal, wenn Sie die Leitung von Bremskörper oder Griff lösen, ein neues, passendes Anschlussstück. Dafür muss die Leitung am entsprechenden Ende sauber abgeschnitten werden.

Wenn Sie die Bremsleitung lösen, dann schneiden Sie so wenig wie möglich davon ab. Oft entscheiden wenige ­Millimeter darüber, ob die Leitung nochmals verwendet werden kann oder eine neue montiert werden muss. Unter Umständen hilft es, erst das Anschlussstück aus der Leitung zu pulen und die Leitung dann sauber abzuschneiden – so kann man ein paar Millimeter gewinnen.

Pumpen Sie mit dem Bremshebel die Bremse möglichst vollständig leer. So kann auslaufendes Öl keinen Schaden anrichten.

Viele Funktionsstörungen lassen sich auf defekte Verbindungen zurückführen. Sind die Kabel alle einwandfrei, kann es auch an den Steckern liegen: Sie sind vergleichsweise schwergängig und müssen spürbar einrasten. Besonders am Schaltgriff zieht es lose sitzende Stecker gerne mal aus ihrem Sitz. Empfehlenswert ist das passende Werkzeug, mit dem man mehr Kraft aufbringen kann.

Funktioniert ein Bauteil nicht, lässt sich der Fehler bei Elektroschaltungen oft nur schwer einkreisen. Verkabeln Sie die einzelnen Verbindungen extern mit einem langen, sicher funktionierenden Kabel. So lässt sich die defekte Leitung oder die Komponente einfach finden. Achtung: Bei modernen Funk-Schaltungen arbeitet das ganze System nicht ohne das Schaltwerk.

Di2-Kabel sind anfällig für Beschädigungen: Werden sie gequetscht oder reiben sich an scharfen Kanten, ist ein Kabelbruch schnell passiert. Achten Sie deshalb auf ausreichend Schutz, z.B. eine Achshülse im Tretlager.

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